Pberg / Wohnung malern….

KLING _ KLONG - KLING

Treten Sie zur Seite! Hören Sie nicht? Die Klingel? Mensch jehen se schon…. Sagt es und schiebt neben mir einen verdatterten Menschen aus dem kleinen Markt.

 

So - wat kann ik für se tun? Sagt es und lächelt mich mit schiefem Mund an. 


“Ich brauche Farbe. Wandfarbe” antworte ich stotternd und bisschen ängstlich. 

“Na, dann kommen se mal mit, junge Frau.”

“De Wandfarbe is in Reihe 12. janz hinten. Ik hab auch so ein paar Trendfarben hier. Wann dat was für sie is? ”


“Weiß. Ich brauche weiß. Polarweiß. Und Roller - groß, klein, für die Ecke. Verlängerungsstab. Umrührholz. Abdeckplane. Malerkrepp. All das Zeug.” Pause. Der Mann lächelt. “Hab ik allet da. Keen Probleem.”

 

“Kennen sie jemanden, der heute noch beim Ausmalen einer Küche helfen könnte? Ich habe einen Termin vergessen und heute Abend sollte alles tiptop sein.” 


Der Ladenbesitzer dreht sich um wie von der Tarantel gestochen und sieht mich an, als käme ich von nem anderen Universum. 


“Also wissen Se, junge Frau, so einfach jet das nisch. Haben Sie sisch schon mal damit beschäftigt, was da alles jemascht werden muss? Zuerst koofen se det Zeug. Denn orgjanesieren se jemanden. Dann muss alles abje…. ”


“Ich weiß” - sage ich - ich unterbreche sie ungerne, in letzter Zeit aber immer öfter, geschlechtsneutral, wenn mir Berliner die Welt erklären. Das tun sie gerne. In Aufzählform. Fehlt nur vorne drangetackert das Inhaltsverzeichnis. 1. und 2. und 3, 3.1, 3.2 etc. 


“Gut. Dann Danke.” Sage ich. Ich hab keine Zeit für das Geschnatter. Ich muss mir was einfallen lassen. Laufe aus dem Laden. Blicke um mich, rechts nichts, links nichts Vielversprechendes. Gut. Seufze ich. Also doch wieder Kreuzberg. 



Am Marheinekeplatz steig ich aus, laufe in meiner alten Heimat rum, gehe zu dem Cafe, wo ständig meine Nachbarn waren und posaune raus: ich brauche Hilfe. Meine Küche muss gemalert werden. Heute Abend kommen die Eltern. Ich hab noch nichtmal die Farbe. 

Mein ehemaliger Nachbar kommt, stellt mir die kalte Club Mate hin und sagt: 2 Männer. Ich rufe meine zwei Neffen an. Du bist Naschbar. Du bist gut. Wir malen deine Küsche. 


Ich raufe mir die Haare und danke Gott dafür, dass ich früher noch mit Menschen gelebt habe und nicht für und von. 

Keine 10 Minuten später, mein Nachbar hat mich auch mit gefüllten Weinblättern und Geschichten von seinen Kindern in Istanbul versorgt, die viel moderner sind als wir weichen Wessis hier und auch kein Kopftuch tragen - schon gar nicht wollen. Sagt es, schon kommen seine zwei Neffen um die Ecke geschossen im roten Fiat - einsteigen, auf zum Baumarkt. 


Wir maschen dir Spezialpreis, du bist nicht Naschbar, du bist Familie. 

Wieder danke ich Gott und halte mich am Rücksitz fest, so schleudert es mich am Kottbusser Tor. Ob sie wissen, dass wir dann in den Prenzlauer Berg müssen? Frag ich mich und hoffe auf ein Wunder…..

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