Pberg / Absinth

Tom Waits im Ohr, schlechten Rotwein aus der Dopplerflasche, auf dem Boden liegend irgendwo in Wien… da war Alkohol noch so was wie die Tür in eine andere Welt, Gedankenaustausch, wilde emotionale Musik, die Kopfschmerzen macht, aber es gleichzeitig ermöglicht, sich rauszunehmen aus der miefigen Existenz der Frauen in den 2000ern, der Schauspielstudenten und Landpomeranzen… 


Wie schmeckt der Absinth? 


Besser als Gin allemal, sage ich … stelle das Teil ab, gucke vor mich hin, auf die gefaltete Serviette auf dem dreckigen Tisch und frage mich, wie jeden Tag so oft:  Was mache ich hier? Wieso verbringe ich so meine Zeit? Und wenn ich jetzt tod umfallen würde, wäre nichts in den Geschichtsbüchern, das an mich erinnert. ..

Sagen sich das auch alle anderen um uns rum? Warum sitzen wir dann in Kneipen und trinken Bier, schreiben keine Bücher, oder Theaterstücke, entwerfen Utopien, Gedankenwelten, nobelpreiswürdige Arbeiten??? Wo ist sie hin, unsere Kreativität und Lebendigkeit? Der Wunsch, sich zu verwirklichen, sich auszudrücken?


Sag, hast Du mal Feuer? Unterbricht eine großgewachsene Blondine mit auffällig vollem Mund meinen Monolog und hält Sebastian ihre operierten Brüste ins Gesicht. Ich beginne zu lachen. 

Die Blondine schmeißt wutentbrannt ihre Mähne nach hinten, sieht zu mir und zischt mich an: Was ist mit dir los? Hast du ein Problem? 


Ich lächle sie an, stehe auf, lege Sebastian meine Hand auf die Schulter und sage nonchalant - Entschuldige mich bitte kurz. 


Gehe ins Lokal, setze mich an die Bar und plaudere mit dem Barkeeper. Nach wenigen Momenten stehe ich auf, gehe wieder nach draußen und setze mich auf meinen Platz. Gerne würde ich mir frivol und verstohlen eine Zigarette anzünden und lüstern den Rauch aushauchen. Aber ach, ich hab vergessen, ich muss ja noch meine Küche ausmalen. Sebastian, würg ich raus, ich muss ja noch die Küche malen… Springe auf und laufe los… Heute kommen ja auch Gäste… wie war das? Nach 6 Stunden ist der Raum wieder zu betreten? Mann und wenn ich doch nen Maler kommen lasse? Oder einfach umziehe? Untertauche? „Musste sich aus persönlichen Gründen einen neuen Namen kaufen und im Undercover Programm teilnehmen“… Hin und Her gehts im Kopf. Langsamer als früher. Keine Gedanken mehr, die sich überschlagen. Sie sollen sich doch überschlagen, die Ideen, sie sind so viele und zeigen sich und das Tempo der Ideen hält dem Tempo des Ausdrucks nicht stand… Schon stehe ich vor dem Haushaltswarenladen und trete ein… KLING-KLONG-KLING macht die kleine silberne Glocke an der Tür… Der Verkäufer stürzt auf mich zu. 

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